[SAV-newsletter] SAV erkämpft Verbesserungen für ALG II-EmpfängerInnen in Rostock
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Di Dez 21 13:33:48 CET 2004
Keine Zwangsumzüge, kein Zwang zu Ein-Euro-Jobs
SAV erkämpft Verbesserungen für ALG II-EmpfängerInnen in Rostock
Die SAV hat zusammen mit dem Bündnis gegen Sozialkahlschlag die
Montagsdemonstrationen in Rostock angestoßen und auch nachdem die PDS
und der DGB ihre Beteiligung aufgegeben haben, die Proteste weiter
unterstützt. Nachdem bundesweit die Proteste gegen Hartz IV
zurückgegangen waren, haben wir über unsere Bürgerschaftsabgeordnete
Christine Lehnert ein Sofortprogramm gegen Hartz IV eingebracht: Statt
1-Euro-Jobs, vollwertige Arbeitsplätze - Keine Zwangsumzüge, volle
Übernahme der Nebenkosten - Sozialticket für den Öffentlichen Nahverkehr.
Das wurde in der Rostocker Bürgerschaft von allen Fraktionen abgelehnt.
Aber die SAV hat zusammen mit dem Bündnis gegen Sozialkahlschlag
zahlreiche Proteste organisiert: Unterschriftensammlungen,
Montagsdemonstrationen und Besuche der Bürgerschaftssitzungen, um den
etablierten Politikern lautstark kundzutun, dass ihre Politik abgelehnt
wird. Die Besuche der Bürgerschaftssitzungen mit Dutzenden von Leuten
sind etwas, dass in der Geschichte Rostocks vorher nicht gegeben hatte.
Die Bürgerschaftspräsidentin forderte daher unsere Abgeordnete Christine
Lehnert auf, „ihre Leute zu mäßigen“.
Das und zahlreiche weitere Aktivitäten haben genügend Druck aufgebaut,
um zu erreichen, dass die Bürgerschaft beschließen musste, dass es in
Rostock keinerlei Zwangsumzüge von ALG II-EmpfängerInnen geben wird,
sondern jede(r) seine Wohnung wird behalten können. Weiterhin wurde
beschlossen, dass Ein-Euro-Jobs nur angetreten werden müssen, wenn
der/die Betroffene zustimmt.
Nun haben SPD und PDS im Zuge des Oberbürgermeister-Wahlkampfs ihr
„soziales Gewissen“ entdeckt und beantragen, dass ab dem 1. Februar alle
ALG II-EmpfängerInnen den Öffentlichen Nahverkehr zum ermäßigten Tarif
nutzen können. Dies bedeutet zum Beispiel, dass sie ein Drittel weniger
für Einzelfahrscheine und Tageskarten zahlen müssen. Noch kurz zu vor,
hatten sowohl SPD als PDS den weitergehenden Antrag der SAV zu noch
stärkeren Preissenkungen abgelehnt. Konfrontiert mit den Protesten waren
sie aber zu diesem Zugeständnis gezwungen.
Wird diesem Vorschlag im Januar in der Bürgerschaft gefolgt, wonach es
aussieht, bedeutet dies, dass die Fahrten von ALG II-EmpfängerInnen mit
370.000 Euro pro Jahr bezuschusst werden. 370.000 Euro, die ALG
II-EmpfängerInnen weniger als bisher bezahlen müssen.
Die SAV ist mit dem Erreichten aber nicht zufrieden, sondern wird ihren
Kampf für weitere Verbesserungen und die Abschaffung von Hartz IV
fortsetzen. Auch wenn diese Maßnahmen in der Bürgerschaft beschlossen
wurden, haben wir kein Vertrauen in die bürgerliche Politik, das diese
Beschlüsse auch im Interesse der Arbeitslosen umgesetzt werden.
Es hat sich gezeigt, dass nur die Mobilisierung von Arbeitslosen,
Beschäftigten und Jugendlichen und die konsequente Ablehnung von Hartz
IV dazu führen, dass überhaupt Verbesserungen erzielt werden. Die PDS
Rostock, die für die Umsetzung von Hartz IV gestimmt hat und nur
kleinere Anpassungen wollte, hat gezeigt, dass sie unfähig ist
Verbesserungen zu erreichen, sondern im Gegenteil konsequenter
Bestandteil des etablierten politischen Systems ist.
Weitere Informationen zu den Kampagnen der SAV Rostock gibt's unter
Telefon 0381-4996590 oder rostock at sav-online.de
von Holger Dröge
Presseerklärung SAV/Liste gegen Sozialkahlschlag Rostock
Bürgerschaft thematisiert endlich Hartz IV
Auf der letzten Bürgerschaftsitzung wurde endlich dem wichtigen Thema
HARTZ IV Augenmerk geschenkt. Nachdem die Abgeordnete der SAV/Liste
gegen Sozialkahlschlag Christine Lehnert einen Antrag stellte, der
Sofortmaßnahmen für die von Hartz IV Betroffenen vorschlug, sah sich
auch die Mehrheit der Bürgerschaft gezwungen zu diesem zentralen Thema
Stellung zu beziehen.
Der Antrag von Frau Lehnert sah unter anderem vor, dass eventuelle
Zwangsumzüge ausgeschlossen werden, kein ALG-2-Empfänger zu 1,-
Euro-Jobs-gezwungen wird und die Stadt ein öffentliches
Investitionsprogramm startet, welches vernünftige Arbeitsplätze schafft.
Leider konnten nicht alle dieser zentralen Sofortmaßnahmen durchgesetzt
werden. Die Mehrheit von SPD, FDP, CDU und B´90 beschloss letztlich eine
abgespeckte Version, die besagt, dass es keine Zwangsumzüge geben soll
und 1,-Euro-Jobs nur „im Benehmen“ mit den ALG-2-Empfängern vergeben
werden sollen.
Christine Lehnert dazu: "Dieser Beschluss ist ein erster kleiner Erfolg
für all jene, die sich in den vergangenen Wochen bei Aktionen beteiligt
und sich in den Unterschriftenlisten der SAV für ein Sofortprogramm
gegen Hartz IV eingetragen haben. Im neuen Jahr werden wir mit
verstärkten Kräften für die volle Umsetzung der Sofortmaßnahmen kämpfen."
Presseerklärung SAV/Liste gegen Sozialkahlschlag Rostock
Sozialticket: Ein erster Schritt, aber weiterkämpfen im neuen Jahr
In den vergangenen Tagen war der Presse zu entnehmen, dass SPD und PDS
für die nächste Bürgerschaftsitzung am 26.1.05 einen Antrag für ein
ermäßigtes Bahnticket für ALG 2-Empfänger einrichten wollen.
Hierzu stelle ich fest:
„Bereits zur Bürgerschaftssitzung am 1.12.2004 habe ich einen Antrag
eingebracht, der vorsieht, in Rostock ein Sozialticket für
ALG-2-Betroffene und andere Bedürftige einzurichten. Eine radikale
Ermäßigung von 50% ist angesichts der Umsetzung von Hartz IV zum
Jahresbeginn nötig, um auch weiterhin den ALG-2-Betroffenen die Teilhabe
am öffentlichen Leben und Verkehr zu ermöglichen.
Leider hat die Mehrheit der Bürgerschaft inklusive der Stimmen der SPD
diesen Antrag vom Dezember auf den 26.1.2005 vertagt.
Wenn nun sowohl PDS und SPD einen Änderungsantrag einbringen und sich
damit diesem wichtigen Thema zuwenden, dann kann ich dies nur begrüßen.
Ich lehne allerdings jegliche "kosmetische Veränderungen" ab. Es reicht
beileibe nicht, wenn den ALG-"-Empfängern zukünftig eine geringfügige
Ermäßigung zugute kommt. Mit 331,- Euro ist dies nicht zu finanzieren -
vor allem, wenn dann im Februar schon wieder die Preise steigen. Auch
letzteres - die neuerliche Preiserhöhung - ist möglich geworden, weil
alle Parteien meinen Antrag ablehnten, der Fahrpreiserhöhungen für 2005
ausschließen wollte. Alle die wollen, dass ein Sozialticket eingerichtet
wird, dass den Namen auch verdient, sollten sich im neuen Jahr verstärkt
an Prostesten beteiligen und sich für ihre Interessen einsetzen.
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