[Postfixbuch-users] OT: Aufbewahrungszeit Mailserver Protokolle

Peer Heinlein p.heinlein at heinlein-support.de
Mo Mär 29 23:12:31 CEST 2010


Am Montag 29 März 2010 21:28:51 schrieb Michael Nausch:


> Ein mir bekannte Vollhonks argumentierten sogar, man müsse die
> Mailserverlogs 10 Jahre aufbewahren.  "... weil es könnte ja mal
>  einer kommen und behaupten, da hätte er eine eMail geschickt." 120

Genau. Und daß der Klausi sich damals mit 17 mal 'nen Playboy im 
Supermarkt gekauft hat wird bitte auch 20 Jahre aufgehoben für den Fall, 
daß er das Heft mal umtauschen will.

Außerdem: Wer 'ne Mail schickt gehört sowieso fristlos entlassen. Wie 
empörend: Kommt einer an und behauptet 'ne Mail geschickt zu haben. Ph!. 
Ungeheuerlich!

>  Monate, das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen!
> 
> Na gut, der "beschlagtnahmt" ja auch ihm anvertraute eMails in einer
> Dauerquarantäne über 12 Monate ohne dem Empfänger 'was zu sagen.

Das dürfte dann endgültig ein klassischer Fall des §206a StGB sein.

> Ich wollte nicht in dessen Verantwortung stehen, _D_A_S_ alles ist
>  IMHO schon vorsätzlich volldämlich und im Grunde sollte man diese
>  %&$!%&$§ dafür einsperren.

Wie gesagt: Alles weitere dazu regelt dann §206a StGB. Nicht nur Mails, 
auch Admins können in Dauerquarantäne genommen werden.

Sorry, aber das ist und bleibt nunmal dann einfach eine STRAFTAT.  
Betrug, Diebstahl oder Unterdrückung anvertrauter Nachrichten: Es ist 
und bleibt 'ne Straftat! 

Und zu den Logfiles: Keine Ahnung, warum es den Leuten so schwerfällt zu 
akzeptieren, daß das Datenschutzrecht (noch) tierisch restriktiv in 
unserem Land ist und weiterhin der Grundatz gilt, daß personenbezogene 
Daten grundsätzlich nicht erhoben werden dürfen. Ist doch eigentlich 
nicht so schwer zu kapieren und auch zu akzeptieren, oder?

Mitte der 80iger haben sie in Berlin noch die grünen Volkszählungsbögen 
an die Mauer tapeziert, weil die statistische Erhebung anhand eines 
Barcodes sortiert worden ist. Das war damals noch ein echter 
Volksaufstand. 

Auch wenn es viele Versuche gibt den Datenschutz fortlaufend auszuhölen: 
Es lohnt sich, sich einfach mal die Kernaussagen des sogenannten 
"Volkszählungsurteils" des Bundesverassungsgerichtes vor Augen zu 
führen. 

Übrigens war das bereits 1983:

>Wenn Bürger nicht mehr wissen, wer was wann über sie weiß, werden sie
> versuchen, sich möglichst unauffällig zu verhalten. Das anbiedernde
> "ich habe nichts zu verbergen" widerspricht dem Grundrecht der
> eigenen Persönlichkeit: "Freie Entfaltung der Persönlichkeit setzt
> unter den modernen Bedingungen der Datenverarbeitung den Schutz des
> Einzelnen gegen unbegrenzte Erhebung, Speicherung, Verwendung und
> Weitergabe seiner persönlichen Daten voraus."

Das muß man sich mal auf der Zunge zergehen lassen, was die vor rund 30 
Jahren bereits dazu urteilten. Und damals ging es um a) einen Bruchteil 
der heutigen Datenmengen und auch um b) deutlich unsensiblere Daten.

Und ich zitiere auch noch einmal kurz aus
http://de.wikipedia.org/wiki/Volksz%C3%A4hlungs-Urteil

>Informationelle Selbstbestimmung bedeutet damit Herrschaft des
> Betroffenen über alle Daten und jede Verwendung. Einschränkungen sind
> nur auf gesetzlicher Grundlage zulässig. Ausdrücklich stellte das
> Bundesverfassungsgericht fest, dass es „kein belangloses Datum“ gebe.
> Vielmehr bedürfe die Verwendung aller personenbezogenen Daten einer
> besonderen Rechtfertigung.

[Man beachte die *** besondere *** Rechtfertigung! Es ist piepegal, ob 
hier jemand behauptet mal 'ne Mail geschrieben zu haben!]

Heute ist fast jeder damit einverstanden daß über Monate hinweg völlig 
rechtswidrig Buch darüber geführt wird, wer mit wem wie redet und was er 
kommuniziert. Ich sach nur... "trallalalala.... die Gedanken sind 
frei....trallalala...". Aber zum Glück gibt's ja Payback und Topfsets 
als Belohnung für's Wuffi.

Ergo: Ich für mich habe keinerlei Schwierigkeiten damit, gegen 
selbstherrliche Admins, die sich über Grundrechte und Rechtsgrundsätze 
mit Verfassungsrang (!) hinwegsetzen, mit aller Härte vorzugehen, um die 
zur Raison zu bringen. Das ist für mich gerade wenn es dann tatsächlich 
vorsätzlich geschieht irgendwann einfach nur noch (Klein?) Kriminalität.

Peer

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