[SAV-newsletter] Metalltarifrunde: Nein zu diesem Ausverkauf !
SAV Zentrale
info at sav-online.de
Do Feb 12 14:10:18 CET 2004
Heute wurde in Baden-Württemberg eine Einigung über die Tarifrunde
zwischen IG Metall und Arbeitgebern erzielt.
Der Abschluss in der Metall- und Elektroindustrie in Baden-Württemberg
stärkt nach Ansicht des DGB das Prinzip der Tarifautonomie. „Die
Tarifpartner sind ganz alleine in der Lage, vernünftige Abschlüsse zu
tätigen. Sie brauchen niemanden, der ihnen hilft oder dreinredet“, sagte
das für Tarifpolitik zuständige DGB-Vorstandsmitglied Heinz Putzhammer
zu dem Verhandlungsergebnis von heute. Stimmt, ganz alleine hat es die
IG Metall-Führung geschafft, einen faulen Kompromiss zu schließen und
dabei die Kolleginnen und Kollegen verkauft.
Kampfbereitschaft nicht genutzt
Schon mit der 4-Prozent-Forderung hatte die IG Metall-Führung auf die
Bremse getreten und wollte einer Auseinandersetzung mit den Arbeitgebern
aus dem Weg gehen. Doch die Arbeitgeber haben das und den Verrat der
Beschäftigten in Ostdeutschland letzten Sommer als Ermutigung gesehen
und einen draufgelegt: Aufweichung des Flächentarifs und
Arbeitszeitverlängerung.
Die Kampfbereitschaft der mehr als 430.000 Kolleginnen und Kollegen, die
sich an den Warnstreiks beteiligt haben, wurde nicht genutzt. Massenhaft
waren die Kolleginnen und Kollegen auf die Straße gegangen, um sich
gegen unbezahlte Mehrarbeit zu wehren. Ohne die Aktionen der Kolleginnen
und Kollegen hätte es wohl noch schlechter ausgesehen. Relativ wenige,
aber massive Warnstreiks haben bereits erreicht, die Arbeitgeber davon
abzubringen, auf ihren weitergehenden Forderungen zu bestehen. Mit einem
Streik hätten die Angriffe vollends zurückgeschlagen werden können und
eine richtige Erhöhung der Löhne und Gehälter durchgesetzt werden können.
Die IG Metall-Führung will den Abschluss als Erfolg verkaufen, den
schließlich sei die unbezahlte Einführung der 40-Stunden-Woche abgewehrt
worden, doch letztlich erreichen die Unternehmer ihre Ziele über die
Hintertür. Mit der Vereinbarung zu Beschäftigungssicherung wird die
Frage der Arbeitszeit auf die betriebliche Ebenen verlagert und weiteren
Kürzungen Tür und Tor geöffnet.
Den Lohnabschluss bezeichnete Zwiebelhofer – Verhandlungsführer von
Südwestmetall – als eine "gewisse Last", der aber die gewonnenen
betrieblichen Spielräume gegengerechnet werden müssten. „Die
Tarifparteien wachen über betriebliche Abweichungen von Tarifnormen“,
sagte Zwiebelhofer. Die Gewerkschaft habe sich aber verpflichtet
zuzustimmen, wenn dadurch in einem Betrieb die Beschäftigung nachhaltig
gesichert oder verbessert werden könne. „Anders ausgedrückt, jetzt läuft
mehr in den Betrieben. Die IG Metall bleibt im Boot, hat sich aber
verpflichtet, mit uns in die gleiche Richtung zu rudern.“ Damit ist ein
wichtiger Schritt für das Ziel der Arbeitgeber, mehr in den Betrieben
und weniger über den Flächentarifvertrag zu regeln, erreicht worden.
Kein Wunder also, dass Gesamtmetall den Abschluss gleich zum
Pilotabschluss erklärt hat.
Für uns gibt es nur eins: Der Abschluss muss abgelehnt werden.
Die Einigung im Genauen:
eine Laufzeit des Tarifvertrags von 26 Monaten bis zum 28. Februar 2006
keine Erhöhung für Januar und Februar 2004
eine Erhöhung der Tabellenwerte für Löhne und Gehälter um 1,5 Prozent im
März 2004 und 2,0 Prozent im März 2005
Für ERA (Angleichung der Arbeiter- und Angestelltenbezahlung bei
gleicher Tätigkeit) werden 0,7 Prozent verwendet.
Vereinbarung zur Beschäftigungssicherung: Ausweitung der 18er Regelung
(18 Prozent einer Belegschaft dürfen 40 Stunden pro Woche arbeiten) in
Betrieben, bei denen mehr als 50 Prozent der Beschäftigten in den oberen
Gehaltsgruppen (K6, K7, T6, T7, M4, M5 bzw. ab EG 14 im neuen ERA) sind.
Unternehmensleitung und Betriebsrat können sich darauf verständigen, die
Quote von bisher 18 Prozent auf bis zu 50 Prozent der Beschäftigten
auszudehnen. Die Tarifvertragsparteien können vereinbaren, die Quote für
einen Betrieb oder Betriebsteile weiter zu erhöhen, sofern das
Innovation ermöglicht oder Fachkräftemangel herrscht.
Überdies erhalten Betriebe die Möglichkeit, für einzelne
ArbeitnehmerInnen, Arbeitnehmergruppen oder Betriebsteile die
Arbeitszeit auf 40 Stunden pro Woche zu verlängern, ohne dass
Mehrarbeitszuschläge gezahlt werden müssen.
Verhandlungen über Arbeitszeitkonten sollen zügig abgeschlossen werden.
Zielsetzung dabei: Abschaffung aller Mehrarbeitszuschläge.
Der Wortlaut des Verhandlungsergebnis gibt unter
http://www.sozialismus.info/m/2004/ergebnisbw.pdf
als pdf-datei zum Download (35k)
Mehr Informationen über die Mailingliste Sav-a