[SAV-newsletter] Interview mit Lucy Redler und Sozialismustage
Sascha Stanicic
sst at sav-online.de
Do Apr 9 11:35:01 CEST 2009
*»Bruch der Gewerkschaften mit der SPD ist überfällig«
*
/Wie in der Krise offensiv werden? Sozialistische Alternative diskutiert
auf ihren »Sozialismustagen«. Ein Gespräch mit Lucy Redler. Aus: junge
Welt vom 9.4.2009
/
*Alljährlich zu Ostern richtet Ihre Organisation eine größere
Diskussionsveranstaltung aus, die »Sozialismustage«. Welche Schwerpunkte
setzen Sie in diesem Jahr?
*
Es geht in erster Linie darum, wie der Widerstand gegen die Folgen der
kapitalistischen Krise aufgebaut werden kann. Welche politische
Forderungen muß die Linke aufstellen, jetzt, wo der Kapitalismus in die
schwerste Krise seit den 30er Jahren eintritt? Wir haben beispielsweise
eine Veranstaltung mit Elmar Altvater von der Programmkommission der
Linkspartei und Lynn Walsh von unserer internationalen Organisation
Committee for a Workers' International (CWI) zur Frage, ob
Planwirtschaft eine Alternative zum Kapitalismus ist. Dabei wird es auch
darum gehen, in wessen Interesse die Bundesregierung jetzt Banken
verstaatlicht und wie Verstaatlichung unter demokratischer
Arbeiterkontrolle und -verwaltung aussehen kann. Es wird auch
Diskussionen mit Aktivisten aus Italien, Griechenland und China geben,
um von den Protesten gegen die Krise auf internationaler Ebene zu berichten.
*Die Demonstrationen in Berlin und Frankfurt am Main -- Ende März unter
dem Motto »Wir zahlen nicht für eure Krise« -- waren im europäischen
Vergleich zwar noch bescheiden, aber immerhin ein Anfang. Wie soll es
jetzt weitergehen?*
Man muß sich vergegenwärtigen, daß die DGB-Spitze die Unterstützung für
diese Demonstrationen verweigert hat und trotzdem viele
Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter dabeiwaren. Insofern sind 55000
Teilnehmer ein beachtlicher Erfolg. Ich glaube, ein nächster Schritt
müßte sein, was innerhalb der Gewerkschaftslinken diskutiert und von
Leuten wie dem Stuttgarter ver.di-Geschäftsführer Bernd Riexinger
gefordert wird: die Vorbereitung eines eintägigen Generalstreiks als
Antwort auf die Krise. Das wäre ein sehr eindrucksvolles Signal. Die
Gewerkschaftsführungen werden von sich aus nichts tun. Also müssen die
Kräfte an der Basis gesammelt und konkrete Schritte von unten ergriffen
werden, um auch den Druck auf die Führung zu verstärken. Anstehende
Proteste sollten dafür genutzt werden. So die Arbeitsniederlegung, die
am 13. Mai von der IG Metall im Stuttgarter Raum geplant ist, die
Großdemonstration des DGB am 16. Mai oder der Bildungsstreik am 17. Juni.
*Ver.di-Vorsitzender Frank Bsirske ist momentan mit Wahlkampf für
Frank-Walter Steinmeier beschäftigt, die IG Metall übt den strategischen
Schulterschluß mit dem Großkapital. Wie können in dieser Situation die
Gewerkschaftslinken in die Offensive kommen?*
Die Führungen betreiben in erster Linie Komanagement und halten der SPD
in der Bundestagswahlkampagne den Rücken frei. Der politische Bruch der
Gewerkschaften mit der SPD ist jedoch überfällig. Es ist nötig, den
Kampf innerhalb der Gewerkschaften für eine politische und personelle
Alternative zur heutigen Führung aufzunehmen. Es gibt gute Ansätze
dafür, wie ausgehend vom 28. März die beginnende Diskussion über
Generalstreik oder auch die Initiative »Arbeitszeitappell.de«, die
innerhalb von ver.di die 35-Stunden-Woche bei vollem Lohn- und
Personalausgleich fordert.
*Womit rechnen Sie nach der Bundestagswahl?*
Es ist völlig klar, daß spätestens danach massive Kürzungen anstehen
werden, weil die künftige Regierung ein Interesse daran haben wird, die
Masse der Bevölkerung für all die Konjunkturpakete zahlen zu lassen.
Umverteilung und Sozialkürzungen werden dramatisch zunehmen. Was in
anderen Ländern wie Frankreich, Griechenland oder Irland schon zu
Massenprotesten geführt hat, ist das, was hier auf die Tagesordnung
kommt. Ich halte es aber nicht für ausgemacht, daß es der Regierung
gelingen wird, die Konflikte bis nach der Wahl hinauszuzögern.
Massenentlassungen und betriebliche Kämpfe werden wahrscheinlich früher
einsetzen. Wir haben am Montag die Proteste von 12000
ThyssenKrupp-Beschäftigten in Duisburg gesehen. Und das ist erst der Anfang.
/*Das Gespräch führte Jörn Boewe.*/
*Hier noch mal die Einladung zu den Sozialismustagen:
*
*Liebe Kollegen und Kolleginnen, Genossinnen und Genossen
*
eine Woche vor den Sozialismustagen der SAV möchten wir euch nochmal auf
die Highlights der Sozialismustage aufmerksam machen. Die
*Sozialismustage finden Ostern vom 10.-12. April* *in Berlin* im
Jugendkulturzentrum Pumpe statt in der Lützowstr. 42 (U1, U2, U4
Nollendorfplatz)
Das gesamte Programm gibt es unter *www.sozialismustage.de**
*
Kommt vorbei, bringt Freunde mit und diskutiert drei Tage mit über die
Perspektiven für den Widerstand, die Folgen der kapitalistischen Krise
und marxistische Ideen. Wir freuen uns auf euch!
Bitte meldet euch mit kurzer Email oder über die Website
www. sozialismustage.de an, wenn ihr schon wisst dass ihr kommt, damit
wir entsprechen planen können (genügend Essen bestellen,
Kinderbetreuung, Übernachtungsplätze...).
Sozialistische Grüße
Lucy Redler
*
*
* *Freitag, 10. April, 19h: **Auftaktveranstaltung: *"*Mit Marx aus
der Krise"*
mit: *Huang Qi-Chang* (Sozialist aus China), *Anna Kleitsa*
(Jugendaktivistin aus Griechenland und SYRIZA),
*Lynn Walsh* (marxistischer Ökonom/Vorstand CWI),
*Mustafa Efe *
(oppositionelles Betriebsratsmitglied Daimler Berlin*),
*Sascha Stanicic* (Bundessprecher der SAV)
Moderation: Christine Lehnert --
SAV-Bürgerschaftsabgeordnete Rostock*
*
* *Samstag, 11. April, 15h: Demokratische Planwirtschaft als
Alternative zum Kapitalismus?*
Diskussion mit den marxistischen Ökonomen *Elmar Altvater*
(Programmkommission DIE LINKE) und *Lynn
Walsh* (Vorstand CWI)
* *Samstag, 11. April, 18.30h Krisen- und Wahljahr 2009: Wie kann
DIE LINKE jetzt zu einer starken Kraft werden?*
Wir diskutieren mit: *Hüseyin Aydin* (Mitglied der
Bundestagsfraktion DIE LINKE*), *Frank Zega *
(Landessprecher DIE LINKE Bayern*) und *Lucy Redler *(Sprecherin
SAV und ehem Spitzenkandidatin WASG
Berlin, der der Eintritt in DIE LINKE gerade verwehrt wird)
Moderation: Claus Ludwig, LINKE-Stadtratsmitglied Köln
* *Sonntag, 12. April, 13.30h: **Abschlussplenum:* *Mit Regierung
und Kapital französisch reden! Wie weiter nach den Demonstrationen
am 28. März?*
u.a. mit: *Michael Prütz *(Mitorganisator der Berliner
Demonstration vom 28.März 2009), *Tim Laumeier *
(Antifaschistische Linke Berlin - ALB) und *Tinette Schnatterer*
(LandessprecherInnenrat Linksjugend['solid]
Baden-Württemberg* und SAV)
Moderation: Doreen Ulrich -- LINKE-Vorstand Aachen*
und außerdem:
* *Christel Dicembre *aus Italien berichtet von den
*Bildungsprotesten in Italien* und der Entwicklung der
Rifondazione Comunista*
*
* *Stasi 2.0: Big brother watching:* Wir diskutieren mit *Jens
Kubieziel *vom* Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung, Beate
Jenkner, *LINKE-Bezirksrätin aus Oberbayern* *und* Angelika
Teweleit *von der SAV-Bundesleitung
* *Welche Zukunft hat die Autoindustrie?: *Diskussion mit* Mustafa
Efe *(oppositionelles Betriebsratsmitglied Daimler Berlin*)*,
Daniel Behruzi *(SAV Frankfurt)* und Winfried Wolf *(Autor
diverser Bücher zum Thema Autoindustrie und Verkehr)*
*
* *_China -- vor einer neuen Revolution?_
<http://www.sozialismus.info/?sid=2677> *Über die Krise und die
Zunahme von Klassenkämpfen: Bericht des chinesischen Sozialisten*
Huang Qi-chang*
* *Kunst und Revolution *-- inspirierende Beispiele
* *Konzert des Agit-Rappers *_*Holger Burner*_
<http://www.youtube.com/watch?v=ZuRrJq62I9M>*
*
* und noch vieles mehr, siehe www.sozialismustage.de
*
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