[SAV-newsletter] Aufrufe zu internationaler Solidarität
SAV Zentrale
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Mi Mär 29 09:28:16 CEST 2006
Liebe FreundInnen und GenossInnen,
anbei erhaltet ihr zwei Aufrufe zu Internationaler Solidarität.
solidarische Grüße
Holger Dröge
**18.03.06 Russische Arbeiter besetzen Fabrik „Holodmasch“
von Ivan Ovsyannikow (Übersetzung Doreen Ulrich., Dmitriy Radchuk)**
Seit Jahren kämpfen die Arbeiter der Fabrik „Holodmasch“ in Jaroslavl
(Nordrussland) gegen die korrupte Firmenleitung. Diese versucht seit
längerem das Unternehmen absichtlich in den Bankrott gehen zu lassen.
Dagegen organisieren die kämpferische Gewerkschaft „Zaschita Truda“
(Arbeiterverteidigung) unter dem Vorsitz von Olga Boiko und der
Schwesterorganisation der SAV vor Ort „Sozialistischer Widerstand“
zusammen mit den Arbeitern eine Kampagne für eine Betriebsbesetzung.
Einige Tage vor der Besetzung herrschte gerade unter den männlichen
Kollegen Verunsicherung, diese wurde vor allem von den Kolleginnen
aufgehoben. Die Frauen machten deutlich, das sie die Fabrik auf jeden
Fall besetzen werden, auch ohne die Hilfe der männlichen Kollegen.
Am 15.März gingen hunderte ArbeiterInnen zum Fabrikdirektor Michailow um
ihm ein letztes Ultimatum zu stellen. Die Forderungen der ArbeiterInnen
wurden von Michailow arrogant zurückgewiesen. Dies führte zu einer
Explosion unter den ArbeiterInnen. Am Morgen des 17. März organisierten
sie eine Versammlung im Verwaltungsgebäude der Fabrik. Die Fabrikleitung
wollte mit Hilfe des Werksschutz die Versammlung sabotieren, dieser aber
stellte sich auf die Seite der ArbeiterInnen. Nur einige wenige private
Security-Leute unterstützten die Werksleitung. Zusammen mit unserer
Schwesterorganisation „Sozialistischer Widerstand“ und einigen
Journalisten stürmten etwa dreihundert ArbeiterInnen das Direktorenbüro,
obwohl Security - Leiter und Direktor der Fabrik massiv Widerstand
leisteten. Innerhalb von einer Minute war das Büro übervoll mit Menschen.
Nach Besetzung des Büros verlas die Gewerkschaftsvorsitzende Olga Boiko
laut die Forderungen der ArbeiterInnen: sofortige Zahlung des
rückständigen Lohnes (seit 4 Monaten wurde dieser nicht gezahlt), volle
Aufrecherhaltung der Produktion, Kündigungsschutz auch im Falle des
Bankrottes. Boiko erklärte vor allen Anwesenden „ Es gibt keine
Verhandlungsbasis zwischen der Fabrikleitung und den ArbeiterInnen mehr,
es gibt nichts mehr zu reden. Wir und sie bleiben solange hier bis der
Staatsanwalt und der Ministerpräsident des Bezirks Jaroslavl kommen.“
Vier Stunden lang musste sich der Fabrikdirektor den unangenehmen Fragen
der ArbeiterInnen stellen. So fragten sie warum zwei Drittel des
Kapitals heimlich auf die Konten anderer privater Unternehmen überwiesen
wurde. Bei jeder Frage wurde der Direktor bleicher und wischte sich
nervös den Schweiß von seiner Glatze. Die ArbeiterInnen drängten den
Direktor bis an den Rand des Nervenzusammenbruchs, bis er lauthals
schrie „Ihr seid alle Provokateure“. Daraufhin schlug ein Arbeiter vor,
den Direktor – in Anlehnung an Beispiele aus der russischen Revolution –
in einer Schubkarre aus dem Werksgelände zu schmeißen.
Nach und nach kamen dutzende von Journalisten verschiedenen Zeitungen
und Fernsehsender zu der Fabrik. Die private Security blockierten
daraufhin die Eingänge der Fabrik um keinen Journalisten herein zu
lassen. Doch die ArbeiterInnen drängten die Security beiseite und bauten
gleich die gesamten Türen aus. Kurz darauf marschierte ein Trupp
Polizisten auf, um den Fabrikdirektor zu beschützen. Diese fühlten sich
jedoch sichtlich unwohl in ihrer Haut und mussten Häme und Witze von
Seiten der ArbeiterInnen über sich ergehen lassen.
Später kamen Vertreter verschiedener unternehmernaher (gelben)
Gewerkschaften und ein Vertreter des Bezirksindustrieministeriums. Den
einzigen Vorschlag den sie machten, war wieder an den Verhandlungstisch
zurückzukehren. Natürlich lehnten die ArbeiterInnen diesen Vorschlag ab.
Dann kam der Staatsanwalt, der erst behauptete eine Insolvenz könne
nicht strafrechtlich verfolgt werden. Unter dem Druck der ArbeiterInnen
musste er aber eine Untersuchung zusagen. Die ArbeiterInnen forderten
endlich mit dem Ministerpräsidenten sprechen zu können, doch sie wurden
mit der Begründung abgewiegelt der Minister sei nicht in der Stadt.
Stattdessen versprach der Stellvertreter des Ministerpräsidenten die
Arbeiter zusammen mit dem Staatsanwalt und den Gewerkschaftsspitzen in
drei Tagen zu besuchen. In Vorbereitung auf das Treffen wählten die
ArbeiterInnen ein demokratisches Streikkomitee und drohten, dass wenn
ihre Forderungen nicht erfüllt würden sie radikalere Maßnahmen ergreifen
werden.
Nach diesem Treffen erklärte sich die Bezirksregierung Jaroslavl bereit
die volle Verantwortung für die Fabrik im Falle einer Insolvenz zu
übernehmen und die offenen Schulden für Gas und Strom zu erlassen.
Ausserdem wurden die Fabrikbesitzer angewiesen innerhalb einer Woche
alle ausstehenden Löhne zu zahlen. Und Schlussendlich versprach der
Stellvertreter des Ministerpräsidenten mit der russischen Regierung über
eine Verstaatlichung der Fabrik zu verhandeln. Für die ArbeiterInnen ein
Sieg auf ganzer Linie.
Die Arbeiter von „Holodmasch“ brauchen weiter Unterstützung!
Solidaritätserklärungen senden an:
tel.: (4852) 355614 (Ivan)
e-mail: bezduhovnost at list.ru
**Erklärung der kasachischen Sektion des CWI (Sozialistischer Widerstand
Kasachstans) zur Verfolgung von AktivistInnen der Bewegung von
BewohnerInnen von Schanyrak und Ajgerim, Vorstadtbezirken von Almaty
(Alma-Ata).**
Am 20. März 2006 führten mehrere hundert Einwohner des Bezirks
Schanyrak, von denen viele ArbeiterInnen sind, eine Protestkundgebung
durch gegen die Versuche des Bürgermeisters von Almaty, ihre Wohnungen
abzureißen. Schon zehn Tage davor hatten die Behörden versucht, mit
Hilfe von Spezialeinheiten der Polizei, ohne Vowarnung und ohne
gerichtlicher Anordnung die Häuser abzureißen. Nur der organisierte
Widerstand der BewohnerInnen hat dieses Vorhaben verhindert.
Am Ende der Kundgebung, an der auch die VertreterInnen des CWI im
Komitee zum Schutz der Schanyraker Bevölkerung teilnahmen, entschieden
die TeilnehmerInnen der Aktion zu Fuß zum Verwalter des Stadtbezirks zu
gehen, um der Presse ihre Forderungen zu verkünden und auch, um sich mit
den AktivistInnen des anderen Bezirks Ajgerim zu vereinen zur
Organisierung noch größerer Massenproteste.
An der Spitze des Marsches stand der “Sozialistische Widerstand” und die
gnaze Zeit über wurde von allen TeilnehmerInnen auf Kasachisch
skandiert: “Es lebe der Sozialismus!”, “Tod dem Kapitalismus!”, “Das
Land dem Volk!”, “Kein Land zum Verkauf!” “Nur die Revolution!”
Hauptsächlich bestand die Demo aus Jugendlichen, die sich nicht damit
abfanden, dass der Weg nach drei Kilometern von einer Polizeikette
abgesperrt wurde und die es wagten durchzubrechen. Obwohl es gelang,
einige Reihen zu durchbrechen, fing die anschließende Reihe der
Spezialkräfte an, den Demoblock mit Knüppeln und Spezialmitteln
auseinanderzutreiben. 300 AktivistInnen wurden verhaftet.
17 Leute wurden daraufhin zwei Tage lang festgehalten und zu
verschiedenen Geldbeträgen Strafe verurteilt. Gegen eine junge Frau,
Moldir Mustafaewa, wurde ein Strafverfahren wegen “Rowdytums”
angestrengt. Am 24. März bekam auch ein führendes Mitglied des
“Sozialistischen Widerstands Kasachstans”, Ajnur Kurmanow, vor einem
Verwaltungsgericht eine Strafe von 110 US-Dollar aufgebrummt. Jetzt wird
von Organen der Polizei, des Geheimdienstes und der Staatsanwaltschaft
nach einigen weiteren AktivistInnen des Sozialistischen Widerstands gesucht.
Schon seit einigen Jahren kommt es zu Auseinandersetzungen zwischen der
Stadtverwaltung und Hunderttausenden EinwohnerInnen, die in den neuen
Ghettos wohnen: Ajgerim, Kirow, Kok Kajnar, Schanyrak-1, Schanyrak-2,
Aschem, Darchan, Ajnabulak und anderen. Es geht um das Recht in der
Hauptstadt zu leben und zu arbeiten. Einige haben sich selbst Häuser
gebaut und wohnen dort seit Mitte der 90er Jahre, weil sie aufgrund der
Schließungen von Betrieben, die für einzelne Städte lebenswichtig waren,
wegen der Schließung der Kolchosen auf dem Land und der massenhaften
Landenteignungen von BäuerInnen gezwungen waren in Almaty Arbeit zu
suchen. Solche Ghettos sind eine Folge der Migration, die durch die
neoliberale Politik der Nasarbajew-Regierung und die Wiederherstellung
des Privateigentums an Land hervorgerufen wurde. Diese Bezirke wurden
erst vor kurzem in die Stadt eingemeindet und die Gier der Bürokraten,
die eine Lobby für die Baukonzerne sind, hat sich auf dieses Gebiet
gerichtet. Dort wollen sie Vergnügungszentren, Tankstellen und
Luxusanlagen bauen und Hunderttausende von Menschen, hauptsächlich
ArbeiterInnen, werden ohne einem Dach über dem Kopf auf der Straße landen.
Der Bürgermeister, der ehemalige Premierminister Imangali Tasmagambetov,
bekräftigte, dass die Häuser abgerissen werden, nachdem er gesagt hatte:
“Diese illegalen Handlungen werden strikt unterbunden werden, unabhängig
von Personen und Umständen.” Doch die ArbeiterInnen der Vorstädte von
Almaty werden nicht die Arme senken und bereiten sich auf neue
Protestaktionen und Widerstand vor.
“Sozialistischer Widerstand Kasachstans” wendet sich an alle
ArbeiterInnen, Jugendliche und revolutionäre Organisationen, um den
Kampf der landlosen und entrechteten BewohnerInnen der Vorstädte Almatys
zu unterstützen. Schickt Protestbriefe, -mails und -faxe an die Adresse
des Bürgermeisters von Almaty. Protestiert auch gegen das Strafverfahren
im Fall von Moldir Mustafaewa und gegen die Verfolgung von AktivistInnen.
An die Verwaltung des Akim (Bürgermeisters) der Stadt Almaty Imangali
Tasmagambetowa:
050000, Republik Kasachstan, Almaty, Platz der Republik 4
Akimat der Stadt Almaty Imangali Tasmagambetowa
Telefon: (3272) 71 65 57
Telefax: 93 47 10
e-Mail: mayor at almaty.kz
Webseite: www.almaty.kz
Bitte schickt Kopien an die Adressen socialism-rk at mail.ru und an
ainur1917 at yandex.ru
Alle Briefe werden auf Kasachisch übersetzt und an die BewohnerInnen von
Schanyrak verteilt.
To the administration of the akim of the city Almaty Imangali
Tasmagambetowa:
050000, Republic of Kasachstan, Almaty, Square of the Republic 4
Akim of the city Almaty Imangali Tasmagambetowa
telephone: (3272) 71 65 57
telefax: 93 47 10
e-Mail: mayor at almaty.kz
website: www.almaty.kz
copies to socialism-rk at mail.ru and to ainur1917 at yandex.ru
All letters will be translated on kazakh language and hand out to the
people oh Shanyrak.
Адрес Аппарата акима (мэра) г. Алматы Имангали Тасмагамбетова:
050000, Республика Казахстан, г. Алматы, площадь Республики, дом 4
Акимат г. Алматы, акиму (мэру) Имангали Тасмагамбетову
Телефон (3272) 71 65 57
Телефон/Факс: 93 47 10
Электронный адрес сайта мэрии: mayor at almaty.kz
Сайт акимата (мэрии) www.almaty.kz
Просьба посылать копии писем на socialism-rk at mail.ru и
ainur1917 at yandex.ru Все письма будут переведены на казахский язык и
распространены среди жильцов «Шанырака».
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