[Postfixbuch-users] Was soll das denn auf einmal?

Peer Heinlein p.heinlein at heinlein-support.de
So Mai 16 14:00:41 CEST 2010


Am Donnerstag 06 Mai 2010 schrieb Dennis Guhl:

> Könntest Du das ein wenig genauer ausführen, ich kenn nähmlich auch
> nur die öffentliche Darstellung und muss mich daher der Meinung
> 'Machtmißbrauch' anschließen.

Das ganze ist jetzt rund drei Jahre her -- ich kriege es NICHT mehr 
vollständig und im Detail zusammen (das waren mündliche Gespräche). 
Richtig ist, daß Spamhaus da "hart" reagiert hat, aber ich weiß auch, 
daß ich das Verhalten von nic.at selbst als eine Art "Machtmißbrauch" 
werten mußte.

Die Situation war so, daß von den jeweiligen Domains wirklich massiv 
kriminelle Aktivitäten ausgingen 
(http://www.spamhaus.org/organization/statement.lasso?ref=7) und nic.at 
sich seinerseits  ziemlich stur sellte, für das Problem eine Lösung zu 
finden. Im Endeffekt hat man es sich da wohl auch sehr bequem gemacht 
und sich auf eine ziemlich formale Position ("wir sind kein Gericht") 
zurückgezogen.

Das ist zwar soweit sicherlich auch richtig -- andererseits kennen die 
Rechtsnormen in unseren Breitengraden ja sowas wie Gefahr im Verzuge 
oder die Störer-Haftung (nach der jeder Webmaster Inhalte von den 
Webseiten nehmen muß) und nach der wäre nic.at beispielsweise durchaus 
als Mitstörer anzusehen.

Insofern kann man sich dann schon Fragen, ob nic.at seiner 
Verwantwortung gerecht wird und ob es okay ist, hier tatenlos 
zuzusehen, wie kriminelle Betrügerbanden im Millionenbereich 
nachweislich abzocken, während sich nic.at trotz der Schnellebigkeit 
bequem darauf zurückzieht, man möge doch bitte den Beweis erbringen, 
daß die am anderen Ende der Welt liegende Postanschrift nicht 
zustellbar ist -- was Ewigkeiten und drei Tage dauert und was in der 
konkreten Situation (Domains werden massenhaft registeriert und binnen 
Stunden werden Millionen verschoben) nicht praktikabel ist.

Und angesichts der konkreten Bedrohung und angesichts des hohen Schadens 
stellt sich dann für mich tatsächlich die Frage, ob es nicht legitim 
und wünschenswert war, nic.at als Mitstörer und dann eben doch 
maßgebliche Mit-Quelle des Übels abzuklemmen. 

Und damit stellt sich dann die Frage, ob es MachtMISSBRAUCH war, oder 
eben nur die legitime MACHT, die ein Spamhaus besitzt, um Bürger, 
Verbraucher und andere Internet-Nutzer vor solchen Machenschaften zu 
schützen.

#
Ich habe vergleichbare Diskussionen auch schon mit DENIC und einem 
großen deutschen Registrar zu führen gesucht. Über den wurden massiv 
Domains registriert, über die dann vom niederländiwschen Provider 
kollido.net wochen- und monatelang ungehemmt gespammt wurde (war hier 
auch schon Thema auf der Liste). Das gesamte /24-Netz des Absenders war 
rein für den Spamversand gedacht, das sah man schon am Reverse Lookup. 
Leider ist kollido.net da schmerzbefreit und die internationalen 
Hintermänner nicht auffindbar. Es stellt sich dann schon die Frage, ob 
nicht der deutsche Registrar für das Abklemmen der Domains 
verantwortlich ist. -Der Registrar berief sich darauf, daß die Domains 
von einem ausländischen Reseller-Kunden registriert wurden und 
wenn "dessen" Kunden nun Mißbrauch treiben würden, könne man dem 
ausländischen Reseller ja nicht die Domains abklemmen.

[Überflüssig zu sagen, daß der ausländische Reseller natürlich nicht 
auffind- und greifbar war.]

Spammer können damit tun und lassen, was sie wollen, wenn sie sich nur 
eine Kette von zwei Reseller-Reseller-Verbindungen aufbauen und das 
dann geschäftlich anonym ins Ausland verlagern. 

Die Registrare schaffen in ihren Geschäftsbedingungen keine rechtliche 
Grundlage zum Abklemmen der Domains bei Mißbrauch und können sich so 
bequem darauf berufen "leeeeeeeeeeiiiiiiiiiider" tatenlos bleiben zu 
müssen. Und -- schwupps -- schauen alle zufrieden (weil sie an den 
Domains Geld verdienen), aber eben auch tatenlos (weil sie an den 
Domains Geld verdienen) zu und waschen ihre Hände heuchlerisch in 
Unschuld.

Mit freundlichen Grüßen

Peer Heinlein



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