[Postfixbuch-users] To TLS or not to StartTLS?

Peer Heinlein p.heinlein at heinlein-support.de
Do Jun 24 12:03:38 CEST 2010


Am Donnerstag, 24. Juni 2010 01:02:39 schrieb Mathias Jeschke:


Moin,

> Nur mal so als Denkanstoß: Verschlüsselung ist ohne Authentifizierung
>  der Kommunikationspartner in den meisten Fällen ziemlich sinnfrei.

Nein, ist es nicht.

Solange die Authentizität des Zertifikats nicht gesichert ist, kann 
jeder MiM natürlich den Key austauschen und mitlesen.

Also, klar: Gegen einen gezielten (!) MiM-Angriff von jemandem, der dazu 
in der Lage ist, hilft es nicht -- keine Frage.

Aber es hilft gegen alle andere, die "zufällig" mal im Wege stehen: 
Admins, Praktikanten, Hiwis, Kinder, Möchtegernhacker oder auch 
konkreter interessierte Leute, denen durch ein gute  
Netzwerkinfrastruktur der MiM-Angriff erschwert/unmöglich gemacht wird. 
-Auch MiM muß man ja erstmal werden können.
 
Insofern ist eine "08/15"-Verschlüsselung von SSL/TLS eben ein 
elektronischer Briefumschlag -- mehr nicht, aber immerhin. Auch einen 
echten Briefumschlag wäre sonst nach dieser Logik "sinnfrei", da ihn 
jeder mit Wasserdampf aufmachen kann. Trotzdem wird niemand den Sinn und 
Zweck eines Briefumschlages wegreden können, der eben gegen zufällige 
Kenntnisnahme durch Dritte schützt. -Denn davon gibt's eine ganze Menge, 
sowohl bei der Post als auch im Netz.

Auch juristisch sehe ich da übrigens Unterschiede. Während eine 
Klartextkommunikation gegen kenntnisnehmen IMO kaum strafrechtlich 
geschützt ist (weil es keine "besondere Sicherunsgmaßname" gibt. die der 
Angreifer überwindet!), ist das nach meiner Auffassung bei einer SSL/TLS 
gesicherten Verbindung ganz anders. Dort wird ja geade der dafür 
aufgebaute Schutz umgangen. Das eine ist "Ausspionieren von Daten" im 
Sinne des §202a StGB, das andere nicht. Das ist doch ein 
Unterschied!

Es ist also doch etwas anderes: Ob der Kollege/Praktikant mal eben 
tcpdump anwirft und im Klartext die Mail vom Chef (oder die Schüler vom 
Lehrer) zum Jux mitliest, oder ob man mit Aufwand und Know-how einen 
MiM-Angriff mit Keytausch durchführt und sich dabei auch sclichtweg 
strafbar macht, sind dann doch noch zwei  verschiedene Kategorien -- 
technisch, moralisch und juristisch.

Jeder hat Türschlüsser, obwohl diese erwiesenermaßen leicht aufzupicken 
sind. Wer SSL/TLS für sinnfrei erklärt, der muß jetzt sein Haustürschloß 
ausbauen. Denn "schützen" tut es demzufolge nach ja nicht. Aber es 
entscheidet eben auch strafrechtlich zwischen Einbruch und "bloßem" 
Hausfriedensbruch.

Hmm?

Peer


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