[Postfixbuch-users] Rechtslage bei Mail Reject [Virus checked]

Thomas Schwenski mailing-lists at thomasschwenski.de
Mi Apr 1 15:26:04 CEST 2009


Hallo Peer,

>> Würdest Du die SMTP-Kommunikation auf den Zustellprozess normaler
>> Post übertragen, dann wäre der Brief bereits im Briefkasten gewesen,
>> dort aber dann wieder "ausgeworfen" worden.

> Nein. Der Postbote würde mit dem Brief an der Tür stehen und den Brief 
> nicht loswerden. 

Das ist wirklich die bessere Analogie.

> Du gehst gerade von einem "erfolgreichen" Einwurf aus. Den gibt es aber 
> nicht, wenn der Server sagt 5xx: NEIN.

Jain, die E-Mail wurde inhaltlich übertragen.
Jedes einzelne Zeichen der Mail kam beim Mailserver an.

>> Die Nachricht wurde ja bereits komplett zum Mailserver übertragen
>> (was dem Einwurfvorgang entspricht).
> 
> Falsch.

Jain.

> Wenn Du mit jemanden telefonierst, Du sagst ihm was und am Ende sagt Dir 
> der Gegenüber: "Hey, das habe ich nicht verstanden, hier ist gerade ein 
> Zug an mir vorbeigedonnert" so ist auch hier der Zugang zumindest 
> fraglich.

Fraglich ja, generell falsch aber nicht, denn die passendste Analogie zu
einem vorbeidonnernden Zug sind Netzwerkprobleme, die durch TCP/IP
bereits abgefangen werden sollten.

Oder hast Du da wieder eine bessere Idee?

>> Ein Jurist der es darauf anlegt, kommt sicher zu dem selben Schluss.
> 
> Ich bin Jurist und ich sitze gerade diese Woche an einem 
> Sachverständigengutachten für ein Gericht und werde zu einem 
> gegenteiligen Ergebnis kommen.

Das ist löblich und das befürworte ich auch absolut.

Allerdings bleibe ich dabei, dass man SMTP-Kommunikation nicht mit
Briefkommunikation vergleichen kann.

Ein Ablehnen der E-Mail nach dem DATA-Teil kommt zwar einem vor der Tür
stehenden Postboten nahe, entspricht dem aber nicht.

Bei einer E-Mail deren DATA-Teil komplett übertragen wurde, ist dem
Mailserver der Absender und Empfänger bereits bekannt (entspricht dem
Envelope-From und -To einer E-Mail) und zusätzlich auch der INHALT der
E-Mail.
Andernfalls wäre ja auch kein Pre-Queue-Filtern per Amavis/Spamassassin
möglich.

Bei einem vor der Tür stehenden Briefträger ist dem Empfänger nichts
dergleichen bekannt.

Ich gehe sogar soweit, dass sich selbst ein Einschreibe-Brief nicht mit
einer SMTP-Kommunikation vergleichen lässt, da auch hier bei einem
Einwurf-Einschreiben oder einem mit persönlicher Zustellung dem
Empfänger zum Zeitpunkt wo die Zustellung bestätigt wird der Inhalt des
Einschreibens nicht bekannt ist.

Man könnte jetzt argumentieren, dass dann nur eine notarielle
Beglaubigung der Kenntnisname des Inhaltes eines Briefes mit der
SMTP-Kommunikation vergleichbar wäre, aber auch dem ist nicht so.
Bei der SMTP-Kommunikation hat der Mailserver "Kenntnis" vom Inhalt der
E-Mail, nicht der Empfänger.

Ein Mailserver ist eine technische Einrichtung, und keine natürliche
oder juristische Person, wie es ein Brief-Empfänger ist.

Außerdem habe ich ja bereits ausgeführt, dass Briefe und E-Mails in
Ihren Übertragungstechniken so grundverschieden sind, dass sie einfach
nicht verglichen werden können.
(Brief: Transport des Originals, E-Mails: Weitergabe von Abbildern,
löschen der Originale).

Es lässt sich einfach nicht sinnvoll und wasserdicht vergleichen - Punkt.

Ich schätze Deine Qualifikation und will Dein Urteil auch keinesfalls
abwerten, Peer, aber wie gesagt, beleuchte ich alles möglichst von allen
Seiten und versetze mich auch in andere Standpunkte.
Dadurch habe ich aber eine objektivere Sicht oder wenigstens ein Gefühl
für Schwachstellen in meiner Argumentation.

Diese objektive Sicht sagt mir nunmal, dass E-Mail und Brief eben wie
Äpfel und Birnen sind: in Vielem ähnlich, aber dennoch nicht gleich.

Thomas



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