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<DIV><BR>Was wurde erfunden, was geklaut?</DIV>
<DIV>&nbsp;</DIV>
<DIV>Thorsten Stegemann&nbsp; 26.06.2003</DIV>
<DIV>&nbsp;</DIV>
<DIV>Greenpeace und Monsanto streiten über Weizen und Kekse</DIV>
<DIV>&nbsp;</DIV>
<DIV>Dass die Umweltschutzorganisation Greenpeace [1] der Arbeit des 
Europäischen<BR>Patentamtes [2] ebenso kritisch gegenüber steht wie einem 
beträchtlichen<BR>Teil der Produktpalette des Gentech- und Agrarriesen Monsanto 
[3] ist<BR>hinlänglich bekannt. Gleichwohl spielt sich ein Großteil 
der<BR>Auseinandersetzungen um genmanipulierte Pflanzen oder Patente auf Leben 
wenn<BR>nicht unter Ausschluss, dann doch ohne wirkliche Anteilnahme 
der<BR>Öffentlichkeit ab. Im vorliegenden Fall könnte sich daran einiges 
ändern,<BR>denn hinter dem Patent EP 445 929 [4], das mit der unscheinbaren 
Bezeichnung<BR>"plants" versehen ist, verbergen sich keine (vorerst abstrakten) 
Ansprüche<BR>auf irgendwelche Organismen, sondern sehr nachvollziehbare 
wirtschaftliche<BR>Interessen.</DIV>
<DIV>&nbsp;</DIV>
<DIV>Das Patent, das der Firma Monsanto am 21. Mai 2003 erteilt wurde, 
bezieht<BR>sich auf die Kreuzung einer traditionellen indischen Weizensorte 
mit<BR>anderen, ebenfalls nicht genmanipulierten Pflanzen, umfasst aber nicht 
nur<BR>den Weizen selbst, sondern auch die weiteren Verarbeitungsstufen bis hin 
zu<BR>"knusprigen, mehlhaltigen, essbaren Produkten wie Biskuits oder 
ähnlichem".<BR>Monsantos Pressesprecher Andreas Thierfelder, begründet den 
Anspruch seines<BR>Unternehmens gegenüber Telepolis wie folgt:</DIV>
<DIV>&nbsp;</DIV>
<DIV><BR>Natürlich baut der Patentanspruch auf vorliegenden Erkenntnissen auf, 
aber<BR>es handelt sich doch um eine originäre Erfindung. Und dass ein 
Unternehmen,<BR>welches viel Geld in die Erfindung, Forschung und Entwicklung 
investiert<BR>hat, nun versucht, sich die exklusiven Vermarktungsrechte für eine 
bestimmte<BR>Zeit zu sichern, um die Kosten zu amortisieren, ist doch ganz 
natürlich.</DIV>
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<DIV>Den Vorwurf der Biopiraterie, den Greenpeace am Montag erhoben [5] 
hatte<BR>("Monsanto beklaut gezielt indische Landwirte, die über Jahrhunderte 
diesen<BR>speziellen<BR>Weizen gezüchtet haben.") weist Thierfelder strikt 
zurück:</DIV>
<DIV>&nbsp;</DIV>
<DIV><BR>Bei dem indischen Hal Nap-Weizen handelt es sich um einen 
variablen<BR>Phänotyp, unsere Kreuzung zielt aber auf ein neues Produkt, das 
besonders<BR>gute Backeigenschaften aufweist. Diese werden von der 
verarbeitenden<BR>Industrie verlangt, die bislang auf chemische Zusätze 
angewiesen ist. Die<BR>indischen Landwirte bauen den Weizen nicht an, weil es 
ihnen um diese<BR>speziellen Eigenschaften geht. Der Ersterfindungsanspruch 
liegt also auf der<BR>Hand.</DIV>
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<DIV>Greenpeace sieht das naturgemäß anders. Patentexperte Christoph Then sagt 
im<BR>Gespräch mit Telepolis:</DIV>
<DIV>&nbsp;</DIV>
<DIV><BR>Von einer neuen Idee kann hier überhaupt keine Rede sein. Es spielt 
auch<BR>keine Rolle, ob die indischen Bauern ihren Weizen in dem 
Bewusstsein<BR>anbauen, dass er diese Backeigenschaften aufweist oder nicht. Der 
Hal<BR>Nap-Weizen, der sich durch eine hohe Reinerbigkeit auszeichnet, ist 
die<BR>züchterische Leistung einer ganz bestimmten Region, seine 
besonderen<BR>Qualitäten sind auch längst wissenschaftlich belegt.</DIV>
<DIV>&nbsp;</DIV>
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<DIV>&nbsp;</DIV>
<DIV>Darüber hinaus bemängelt Then die weitreichenden Konsequenzen des 
Patentes<BR>EP 445 929. Monsanto sei in Zukunft nicht nur in der Lage, die 
Bauern zu<BR>verklagen, die den Weizen anbauen und verkaufen, sondern könne auch 
gegen<BR>Bäckereien und Supermärkte vorgehen, welche Zwischen- und 
Endprodukte<BR>herstellen oder vertreiben: "Hier wird zweifellos beabsichtigt, 
die gesamte<BR>Kette der Wertschöpfung zu kontrollieren."</DIV>
<DIV>&nbsp;</DIV>
<DIV>Greenpeace bereitet deshalb in den nächsten Wochen einen Einspruch gegen 
die<BR>Patenterteilung vor. Die Erfolgaussichtungen bewertet Christoph 
Then<BR>grundsätzlich positiv: "Ich gehe davon aus, dass wir in diesem Fall 
sehr<BR>gute Argumente haben." Auf der "Gegenseite" richtet man sich 
jedenfalls<BR>schon einmal auf längere und unbequeme Verhandlungen ein. 
Andreas<BR>Thierfelder sieht dem Verfahren zwar grundsätzlich optimistisch 
entgegen,<BR>kalkuliert aber auch den Fall ein, dass Monsanto sein Patent "im 
schlimmsten<BR>Fall" nicht durchsetzen kann oder Einschränkungen hinnehmen 
muss.</DIV>
<DIV>&nbsp;</DIV>
<DIV>Doch selbst dann wäre der Erfolg von Greenpeace nur ein Tropfen auf 
den<BR>heißen Stein. Christoph Then befürchtet nämlich, dass mit der 
Ratifizierung<BR>der umstrittenen EU-Richtlinie [6] von 1998, die von der 
Bundesregierung<BR>ganz offensichtlich beabsichtigt ist, ein Dammbruch erfolgt, 
der nicht mehr<BR>rückgängig gemacht oder wenigstens angemessen kontrolliert 
werden kann:</DIV>
<DIV>&nbsp;</DIV>
<DIV><BR>Dieses Patent zeigt, wie dringend ein gesetzliches generelles Verbot 
der<BR>Patentierung von Genen und Lebewesen und Saatgut ist. Die 
Deutsche<BR>Bundesregierung macht sich mitschuldig, wenn sie jetzt nicht aktiv 
wird und<BR>Patente auf Leben in Europa stoppt.</DIV>
<DIV>&nbsp;</DIV>
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<DIV>&nbsp;</DIV>
<DIV>Bei Monsanto scheint allerdings auch niemand zu erwarten, dass sich 
die<BR>Regierung von Umweltschützern und Menschenrechtlern noch überzeugen 
lässt.<BR>Anders<BR>ließe sich die Gelassenheit gegenüber den agilen 
Quertreibern kaum erklären:<BR>"Dass Greenpeace jetzt schon versucht, die 
Öffentlichkeit zu mobilisieren,<BR>ist völlig legitim."</DIV>
<DIV>&nbsp;</DIV>
<DIV>Links</DIV>
<DIV>&nbsp;</DIV>
<DIV>[1] <A href="http://www.greenpeace.de">http://www.greenpeace.de</A><BR>[2] 
<A 
href="http://www.european-patent-office.org">http://www.european-patent-office.org</A><BR>[3] 
<A href="http://www.monsanto.de">http://www.monsanto.de</A><BR>[4] <A 
href="http://archiv.greenpeace.de/Intl-patents/EP445929B1.pdf">http://archiv.greenpeace.de/Intl-patents/EP445929B1.pdf</A><BR>[5] 
<A 
href="http://gentechnik/greenpeace-deckt-weizenpatent-skandal-auf">http://gentechnik/greenpeace-deckt-weizenpatent-skandal-auf</A><BR>[6]<BR><A 
href="http://europa.eu.int/eur-lex/pri/de/oj/dat/1998/l_213/l_21319980730de0013002">http://europa.eu.int/eur-lex/pri/de/oj/dat/1998/l_213/l_21319980730de0013002</A><BR>1.pdf</DIV>
<DIV>&nbsp;</DIV>
<DIV>Telepolis Artikel-URL:<BR><A 
href="http://www.telepolis.de/deutsch/special/leb/15076/1.html">http://www.telepolis.de/deutsch/special/leb/15076/1.html</A></DIV>
<DIV>&nbsp;</DIV>
<DIV>--</FONT></DIV></BODY></HTML>