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HE RIGHT TO FOOD? &shy;

Vandana Shivas Kritik am Einsatz von Biotechnologie in der
Landwirtschaft

Von 10. bis 13. Juni 2002 fand in Rom die Fortsetzung des
Welternährungsgipfels von 1996 mit dem Titel "World Food Summit
: 5 years later" statt. Zu welchem Ergebnis, wie das einmütig
zugestandene "Right To Food" - Recht auf Ernährung - umgesetzt
werden kann, gelangte die Konferenz?

Von den afrikanischen TeilnehmerInnen wurde erneut der
Protektionismus der OECD-Länder landwirtschaftliche Importe
betreffend kritisiert, während der US-amerikanische
Landwirtschaftsminister die Vorzüge biotechnologischer Methoden
zur Bewältigung des Welthungers betonte. Kurz, es kam, ähnlich wie
bei der 4. Ministerialkonferenz der Welthandelsorganisation (WTO)
in Doha, zu keinerlei konkreten Beschlüssen, abgesehen von der
einhelligen Beteuerung, weiter über anstehende Probleme
nachdenken zu wollen - was uns aber nicht sonderlich überraschen
sollte. Denn "Entwicklungshilfe" ist ein Geschäft, das sich rechnen
muss und dessen Ergebnisse in ökonomischen Variablen gemessen
werden können müssen.

36 Millionen Menschen, die an Hunger und seinen unmittelbaren
Folgen im Jahr 2000 starben, haben innerhalb dieses Wertekanons
nachgeordnete Priorität. Es gibt natürlich eine ganze Reihe vor allem
ökonomischer Gründe, die gegen die faktische Unabhängigkeit der
Länder des Südens sprechen und sich auch hinkünftig einer
sinnvollen Entwicklungszusammenarbeit in den Weg stellen werden.
Die wohlmeinendsten Ankündigungen, wie sie in den Publikationen
internationaler Organisationen - ein beachtlicher Anteil des
administrativen Aufwands, der insgesamt rund 80% der
vorhandenen Finanzmittel verschlingt, geht dafür auf &shy; zu finden
sind, können uns darüber nicht hinwegtäuschen.

WOMEN FEED THE WORLD!

Zu der Panel-Diskussion "Rural Women - crucial partners in the fight
against hunger and poverty" war unter anderen auch Vandana
Shiva, eine der derzeit wohl bekanntesten AktivistInnen im Bereich
der Biotechnologie-Kritik, als Rednerin geladen. Vandana Shiva,
Physikerin, Philosophin, Ökofeministin und Autorin zahlreicher
Bücher, ist Vorsitzende der "Research Foundation for Science,
Technology and Ecology" in Neu Delhi und Vize-Präsidentin des
"Third World Network". Sie ist Mitglied in Organisationen wie dem
"International Forum on Globalisation" und der "Women¹s
Environment and Development Organisation" und Gründerin von
Navdanya, einer Bewegung, die sich für Bio-Diversität und die
Verwendung biologischen Saatguts einsetzt. Die Unterstützung
biotechnologischer Eingriffe, die auch während der Konferenz
zahlreich zum Ausdruck gebracht wurde, wird von Vandana Shiva
aufgrund der ihrer Meinung nach verstärkten Bedrohung
biologischer Artenvielfalt als besonders bedenklich eingestuft.

Entscheidend für die aktuelle Diskussion ist die Frage, welche
Zielsetzung der Einsatz biotechnologischer Mittel verfolgt. Ob es, um
den Welthunger zu bekämpfen, ihrer Anwendung bedarf, darüber
sind die Meinungen geteilt. Dass die Frage der Ernährungssicherheit
auf der Agenda der Industrienationen unter "ferner liefen" rangiert,
wurde in Rom einmal mehr bewiesen: aus ihren Reihen nahmen
lediglich zwei Regierungsmitglieder am "World Food Summit" teil.
Weshalb ist Bio-Diversität so wichtig? Vernichtete
Kulturpflanzensorten sind für immer verloren. BäuerInnen des
Südens leisten einen Beitrag zur Konservierung biologischer
Diversität, indem sie innerhalb eines selbst-regenerativen Systems
produzieren und verlieren, ist dieser Kreislauf erst durchbrochen, die
Grundlagen ihrer Subsistenzwirtschaft. Es gehört dabei zum
besonderen Stolz indischer BäuerInnen, ihren Reis bereits in der
fünften oder zehnten Generation zu pflanzen. Mit Ochsen zu
arbeiten ist dabei nicht Ausdruck landwirtschaftlicher
Rückständigkeit. Sie stellen eine Alternative zu chemischem Dünger,
Traktoren und fossilen Brennstoffen, die Boden, Wasser und
Atmosphäre verschmutzen und in Folge das Klima destabilisieren,
dar. Die Mühen, die diese Form des ökologischen Landbaus mit sich
bringt, sind in der gegenwärtigen Situation wahrscheinlich noch das
geringste Problem der betroffenen BäuerInnen.

Die Wurzeln der Bedrohung der Diversität im Süden liegen im
Norden. Die bekanntesten Gründe für die Bedrohung von Bio-
Diversität sind das Roden und Niederbrennen von Wäldern,
exportorientierte Monokulturen, der Einsatz von Pestiziden, aber
auch die im Rahmen von "foreign aid-Programmen"
aufgezwungenen Monokulturen sind an dieser Stelle zu erwähnen.
Weite Verbreitung haben diese Formen industrieller Landwirtschaft
mit der sogenannten "Grünen Revolution" gefunden. Bis heute wird
der Einsatz von Monokulturen im Rahmen zahlreicher Weltbank-
Projekte, wie etwa den "social forestry" Projekten (Tropical Forest
Action Plan - TFAP) in SO-Asien und Afrika, gefördert. Denn auch
hier gilt: Biologische Diversität ist kein Wert an sich, er muss 
mithilfe
ökonomischer Variablen messbar sein. Doch nicht alles, was sich
vorerst dergestalt darstellen lässt, erzielt auch nachhaltig die
gewünschten sozialen Effekte bzw. es existiert nicht nur was
messbar ist (siehe zB. die Versorgungsleistungen des informellen
Sektors).

Doch zu diesen bekannten Problemen sind seit Beginn der 90er
Jahre neue hinzugekommen: Biotechnologie, Biopiraterie und das
internationale Patentrecht. Vandana Shiva weist unablässig darauf
hin, dass jahrhundertealte, von Frauen entwickelte Pflanzenkulturen,
etwa bestimmte Reissorten, und traditionelle Methoden der
Schädlingsbekämpfung, die in Indien kultiviert werden, heute von
Konzernen als deren Erfindung ausgegeben und als Patent
angemeldet werden. Die so entstehenden Wissens-Monopole
verhelfen den in den meisten sogenannten Entwicklungsländern
ohnehin bestehenden Kartellen zu noch besserer
Durchsetzungskraft. Das TRIPS-Abkommen (Trade Related Aspects
of Intellectual Property Rights) der WTO (wie auch der US Patent
Act) unterstützt diese Form der Biopiraterie und kriminalisiert damit
das traditionelle Sammeln und Tauschen von Saatgut in indischen
Gemeinden.

"Bioengineering of Crops Could Help Feed the World" &shy;
Biotechnologie als letzter Ausweg die Ernährungssicherheit zu
gewährleisten?

Zusätzlich bedroht genetisch verändertes Saatgut die subsistente
Lebensweise von BäuerInnen weltweit. Multinationale Konzerne (wie
"Monsanto" dies mit der Unterstützung der US-Regierung in Indien
tut) bringen genetisch verändertes, nicht-keimendes Saatgut auf den
Markt, das die BäuerInnen zwingt, vor jeder Ernte neues Saatgut zu
kaufen. Die "Terminator-Logik" der Biotechnologie-Konzerne, um mit
den Worten Vandana Shivas zu sprechen, verhindert die
Regeneration des Bodens, führt zu Bodenerosion und zerstört
sukzessive die grossteils noch unentdeckte Artenvielfalt. Shiva
bezichtigt "Monsanto" in diesem Zusammenhang der gezielten
Lügenkampagne, indem behauptet wird, bei genetisch verändertem
Getreide, das sich resistent gegenüber Herbiziden verhält, sei die
Bodenerhaltung um bis zu 90% verbessert.

Dass kommerzielle industrielle Methoden der Landwirtschaft &shy; die
Züchtung neuer Getreidesorten, die widerstandsfähig gegenüber
chemischem Dünger und toxischen Schädlingsbekämpfungsmitteln
sind; die sogenannte "Grüne Revolution" &shy; der falsche Weg waren,
den Welthunger zu besiegen, ist mittlerweile nicht nur ökologisch
bewegten ZeitgenossInnen klar geworden. Deshalb aber das
nächstbeste Extrem als einzigen Ausweg zu propagieren, hat wohl
zuvorderst damit zu tun, wer hier gerne die Welt ernähren &shy; sprich:
ein fettes Geschäft machen - möchte. Kleine, ökologisch
wirtschaftende Betriebe weisen eine hundert mal höhere
Produktivität auf als riesige, auf konventioneller Landwirtschaft
beruhende Höfe, so Shiva. Die Vernachlässigung lokaler Märkte,
die, ausgerichtet auf lokale Bedürfnisse, lokale landwirtschaftliche
Traditionen und Techniken respektieren, ist die notwendige Folge
"wissenschaftlicher" Aussagen, die sich und das gesamte
"Entwicklungszusammenarbeits"-Programm, in dessen Rahmen sie
getätigt werden, in den Dienst einiger weniger Biotech-Konzerne
stellen. Anstatt patriarchalische Aneignungsversuche traditionellen
Wissens fälschlicherweise als Partnerschaft mit den Frauen der
"Dritten Welt" verkaufen zu wollen, wäre es zielführender, so
Vandana Shiva, landwirtschaftliche Politik zukünftig auf kleine, den
traditionellen Formen der Bio-Diversität folgenden Betrieben zu
konzentrieren.

Wie ergeht es in dieser Situation den betroffenen BäuerInnen?
Biopiraterie und das internationale Patentrecht, laut Vandana Shiva
eine neue Form des Kolonialismus, versuchen BäuerInnen den
freien Zugang zu ihrem eigenen Saatgut zu verweigern und sie am
Austausch desselben zu hindern. Mit der Unterstützung der
Welthandelsorganisation wird dieses Saatgut als das intellektuelle
Eigentum eines bestimmten Konzerns gehandelt und BäuerInnen
dazu gezwungen, ureigenstes Wissen, das über Jahrhunderte
kultiviert wurde und seinen Ausdruck etwa in der Sortenvielfalt von
indischem Reis findet, als fremdes Eigentum käuflich zu erwerben.
Eine ähnliche Situation könnte sich für diverse Formen
alternativmedizinischer Selbstversorgung ergeben. Gleichzeitig
erreichen die Manipulationen transnationaler Biotech-Konzerne, die
mit Werbeetats von mehreren Mrd. US-$ ganze Regierungen
kaufen, dass BäuerInnen gentechnisch verändertes Saatgut, das
nicht keimt, kaufen. Eine unweit sichere Technologie, um das
Sammeln von Saatgut zu verhindern: Es ist schlichtweg nicht mehr
möglich. Die Folge sind zunehmende Erosion, Zerstörung der
Artenvielfalt, die Verwüstung ganzer Landstriche, hochverschuldete
BäuerInnen, Epidemien und Hunger und eine in den letzten Jahren
förmlich explodierende Selbstmordrate in vielen Teilen Indiens...

Text: Etelka Steiner

Etelka Steiner ist Philosophin mit dem Schwerpunkt politische
Ökonomie.

Foto: siehe www.inmotionmagazine.com
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