<P>25.07.2002<BR><A href="http://www.zdf.de/ZDFde/druckansicht/0,1986,2007614,00.html" target=_blank>http://www.zdf.de/ZDFde/druckansicht/0,1986,2007614,00.html</A><BR><BR>Streit um das »grüne Gold«&nbsp;&nbsp; </P>
<P>Immer öfter werden Patente auf Pflanzen vergeben<BR>Während die Rücknahme des »Embryonen-Patents« durch das<BR>Europäische Patentamt (EPA) auf grosse Resonanz in der<BR>Öffentlichkeit gestoßen ist, gehen andere Entscheidungen der<BR>Münchner Behörde zumeist still und leise über die Bühne. Patente<BR>auf Pflanzen-Gene sind auf den ersten Blick wenig spektakulär,<BR>haben aber weitreichende Folgen.<BR><BR>Von Susanne Gannott<BR><BR>So erteilte zum Beispiel das EPA am 5. Juni 2002 das Patent mit der<BR>Nummer EP 930 888 an die italienische Firma INDENA. Die hatte<BR>ein Medikament gegen Akne entwickelt, das vor allem auf den<BR>Inhaltsstoffen zweier altbekannter Heilpflanzen basiert: "Krameria<BR>Triandra" ist ein kleiner Strauch aus den Anden Perus und Boliviens<BR>und "Mesua Ferrea", ein Baum, der in Asien wächst und seit langem<BR>in der Ayurveda-Medizin eingesetzt wird.<BR>&nbsp;&nbsp; Die Patentierung traditionellen<BR>Wissens durch westliche Konzerne ist keine Seltenheit: So vergab<BR>die EPA im Jahr 2000 an den US-Chemiekonzern DuPont ein Patent<BR>für eine besonders ölhaltige Maissorte, die in Mexiko seit<BR>Jahrhunderten bekannt ist. Mehr als 2905 Patente auf Pflanzengene<BR>vergab das EPA allein im Jahr 2001 zumeist an Konzerne aus den<BR>Industrieländern - während mehr als 80 Prozent der patentierten<BR>Pflanzen aus den Ländern des Südens stammen.<BR></P>
<P>"Biopiraterie" als Neo-Kolonialismus<BR>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; Kritiker solcher Gen-Patente sprechen daher auch von<BR>"Biopiraterie" und bezichtigen die westlichen Pharma- und<BR>Agrarkonzerne des Neo-Kolonialismus. Denn die<BR>Entwicklungsländer steuern bei dieser ungleichen Arbeitsteilung<BR>zwar den "Rohstoff" - ihre Pflanzenwelt - bei, von den finanziellen<BR>Gewinnen aus den Gen-Patenten sehen sie in der Regel jedoch<BR>nichts. Auch ihr über Jahrhunderte tradiertes Wissen um Kultur- und<BR>Heilpflanzen ist patentrechtlich nicht geschützt.<BR>Hinzu kommt: Ist ein Patent<BR>auf eine Pflanze einmal vergeben, können etwa Bauern oder<BR>Naturheiler sie nicht mehr ungehindert nutzen - Sie müssten<BR>Lizenzgebühren an den Patentinhaber zahlen.<BR></P>
<P>&nbsp;Der Fall Percy Schmeiser<BR>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; Die drastischen Folgen einer derartigen Entwicklung zeigt der Fall<BR>Percy Schmeiser: Der 71-jährige Farmer aus der kanadischen<BR>Provinz Saskatchewan, wurde 1998 vom Agro-Multi Monsanto<BR>verklagt, weil er angeblich den firmeneigenen Gen-Raps angebaut<BR>hatte, ohne die entsprechende Lizenzgebühr von 37 kanadischen<BR>Dollar pro Hektar für die patentgeschützte Pflanze zu zahlen.<BR>Obwohl der Farmer vor Gericht glaubhaft machen konnte, dass er<BR>seit über 40 Jahren mit eigenem Saatgut Raps anbaut, und der Gen-<BR>Raps sehr leicht von vorbeifahrenden Lastwagen stammen könnte,<BR>verurteilte ihn das Gericht im Mai 2001 zu einer Geldstrafe von rund<BR>20.000 US-Dollar. Für Greenpeace ist das Urteil vor allem deshalb<BR>"skandalös", weil das Gericht es für unerheblich ansah, wie der Gen-<BR>Raps auf Schmeiser Felder kam - Patentschutz habe immer<BR>Vorrang.&nbsp;&nbsp;&nbsp;</P>
<P>&nbsp;Der Fall zeigt<BR>exemplarisch die Folgen von Bio-Patenten: Während die<BR>Patentinhaber auf ihr geistiges Eigentum pochen, werfen Kritiker<BR>ihnen vor, den Markt kontrollieren zu wollen, und den Menschen ihre<BR>eigenen Produkte aufzuzwingen bzw. sie mit Klagen in den Ruin zu<BR>treiben. Denn gerade die Bauern in der dritten Welt können sich<BR>gekauftes Saatgut in der Regel nicht leisten - und produzieren seit<BR>jeher eigene Saat. Gleiches gilt für alle anderen Pflanzen, die<BR>Jahrhunderte lang für alle frei verfügbar waren, und nun auf einmal<BR>zum "Eigentum" einer Firma erklärt werden - und damit für viele<BR>unerschwinglich werden.&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;</P>
<P>Patente contra Artenvielfalt<BR>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; Schützenhilfe bekommen die Konzerne durch das "Abkommen<BR>über handelsbezogene Aspekte der Rechte des geistigen<BR>Eigentums" (englisch abgekürzt TRIPS). Das Abkommen im<BR>Rahmen der Welthandelsorganisation WTO verpflichtet seine<BR>Mitglieder, Patente gleich welcher Art zu schützen. Bis spätestens<BR>2005 müssen danach selbst die ärmsten Länder per Gesetz den<BR>unlizensierten Nachbau und Handel von Saatgut verbieten.<BR><BR>Die stetige Ausweitung von Pflanzen-Patenten könnte - so<BR>befürchten Kritiker - auch für den Erhalt der Artenvielfalt<BR>verhängnisvoll werden. Schon jetzt haben die großen Agro-Konzerne<BR>ihre Sorten weit verbreitet. Nicht nur in den USA ist zum Beispiel<BR>Monsanto mit seinen "Roundup Ready"-Produkten Mais, Raps&amp;Co<BR>auf dem Vormarsch. Auch in China und Südafrika wird zum Beispiel<BR>gentechnisch veränderte Baumwolle in großem Stil angebaut.<BR>Andere Sorten werden so nach und nach zurückgedrängt oder durch<BR>Einkreuzung mit genmanipulierten Sorten verändert, wie unlängst<BR>auf einem Maisfeld in Mexiko nachgewiesen wurde.<BR>Widerstand gegen Patente<BR>wächst<BR>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; Doch inzwischen organisiert sich auch der Widerstand gegen die<BR>"Biopiraterie". In Indien etwa wurde ein Datenbank-Projekt<BR>entwickelt, in dem große Teile des traditionellen Wissens<BR>gespeichert werden sollen, um es vor Patentierung zu schützen. Im<BR>Februar 2002 schlossen sich zwölf "megadiverse", also artenreiche,<BR>Länder - darunter Mexiko, Brasilien, China, Costa Rica, Indonesien<BR>und Kenia - zu einer Allianz gegen Biopiraterie zusammen. Erste<BR>Erfolge konnten die Patent-Gegner auch auf juristischer Ebene<BR>verbuchen: So nahm das EPA im Mai 2000 ein Patent des US-<BR>Konzerns Grace auf das Öl des indischen Neem-Baums zurück. Die<BR>von indischen Bauern organisierte Neem Campaign konnte<BR>nachweisen, dass das Öl bereits seit Jahrhunderten als bewährtes<BR>Pilzbekämpfungsmittel eingesetzt wird.<BR>&nbsp;Auch auf UN-Ebene wird das<BR>Thema Biopiraterie seit zehn Jahren debattiert: So erklärte die UN-<BR>Konvention über den Schutz der Artenvielfalt (CBD), die 1992 auf<BR>der Rio-Konferenz verabschiedet wurde, dass der Zugang zu den<BR>genetischen Ressourcen der Welt geregelt und ein gerechter<BR>Ausgleich für die Herkunftsländer gefunden werden müsse. Über die<BR>konkrete Umsetzung der Konvention wird jedoch seither gestritten.<BR>Auch auf der 6. Folgekonferenz der CBD im April 2002 in Den Haag<BR>konnten sich die Vertragsstaaten nicht auf eine verbindliche<BR>Regelung gegen Biopiraterie einigen.<BR>&nbsp;Thema in Johannesburg<BR>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; Schon seit Monaten machen Umweltschützer und Patent-Gegner<BR>aus Nord und Süd für das umweltpolitische Großereignis des Jahres<BR>mobil: Ab dem 26. August soll auf dem "Weltgipfel" in Johannesburg<BR>- 10 Jahre nach Rio - über den Stand der "nachhaltigen Entwicklung"<BR>der Welt geredet werden. Die Themen "Grüne Gentechnik" und<BR>"Biopiraterie" werden dort auf jeden Fall auf der Tagesordnung<BR>stehen - dafür werden Gruppen wie&nbsp; Greenpeace und&nbsp; Friends of the<BR>Earth sorgen.<BR></P><p><br><hr size=1>Do you Yahoo!?<br>
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